Mein Nachbar versucht mich anzubaggern

Wir haben im Haus an und für sich eine nette Gemeinschaft, und bei 12 Wohnungen, sind immer wieder ein paar schräge Vögel dabei. Mir ist es auch wichtig, freundlich zu sein, nehme oft Pakete an, weil ich im Homeoffice bin etc. Ich wohne hier zusammen mit meinem Mann und meinem Sohn.

Jetzt haben wir einen Nachbarn, der einen sehr freundlichen Hund hat, und mit dem wir deswegen schon öfter ins Gespräch gekommen sind. Wir wohnen hier seit ein paar Jahren, und er hat uns immer mal wieder selbstgebackene Snacks aus seiner (ich glaube syrischen) Heimatkultur gebracht. Mein Mann bäckt auch gerne, deshalb bringt er auch mal was nach oben. Soweit, so gut. Er hat ein paar mal meinen Sohn gedrängt, dass er ihm zeigen will, wie man diese Süßigkeiten macht, wir sollen in seine Wohnung kommen, als ich das ablehnte und meinte, mein Sohn hat kein Interesse am Backen, war er etwas beleidigt. Ich überlasse die Kommunikation größtenteils meinem Mann, weil ich danach irgendwie komische Vibes hatte. Ab und zu treffe ich aber halt doch, streichel den Hund und mache Smalltalk über Wetter, Hund, seinen neuen Job etc.

Vor einem Monat kam er mal am Vormittag, wo ich alleine daheim bin, und bat mich ein Photo von ihm für seinen Ausweis zu machen. Ich ging mit ihm ins Vorhaus und habe da ein Photo mit seinem Handy gemacht, danach wollte er meine What's App Nummer. Ich habe gesagt, ich habe kein What's App, muss jetzt wieder arbeiten und Tschüss. Vor zwei Wochen kam er dann wieder am Vormittag, zeigte mir seinen Ausweis und wirkte irgendwie komisch und nervös. Er brachte wieder Süßigkeiten, und meinte er spreche so gerne mit mir, zeigte mir seinen neuen Ausweis... ich meinte dann, ich muss jetzt wieder arbeiten. Da griff er plötzlich nach meiner Schulter und drückte sie so, und ich bin so zurückgewichen und meinte ich muss jetzt arbeiten und habe die Tür zugemacht. Habe das meinem Mann erzählt und gebeten, er solle vielleicht mal etwas sagen, der meinte ich bilde mir das wohl ein.

Heute hat dann die Tür geklingelt, ich hatte ein komisches Gefühl, weil es zu früh für Pakete war und habe nicht aufgemacht. Um 11, die Zeit wo normalerweise Pakete kommen, läutet es nochmal und ich mache auf, und der Nachbar steht da. Er hat wohl speziell für mich etwas Vegetarisches gekocht, muss wohl mal etwas mit Fleisch darin abgelehnt haben. Und wollte plaudern. Ich habe ihm gesagt, mir ist es unangenehm, etwas anzunehmen, er soll es bitte selbst essen und habe es ihm zurückgegeben, aber er nahm es nicht an. Erzählte etwas, er würde in zwei Monaten umziehen, irgendetwas von einem Job in einer anderen Stadt und ich so, aha, oh ja, habe mal auf mein Handy geschaut, um zu zeigen, dass ich weiter muss. Plötzlich fragt er mich, ob ich mit meinem Mann verheiratet bin. Ich so, ja, verheiratet. Er so, "Du bist so schön." Und ich habe dann meinen Kopf geschüttelt, streng geschaut und ihm die Tupperdose wieder hingestreckt, woraufhin er davongelaufen ist.

Und ich weiß jetzt nicht, was ich machen soll. Werde es nochmal meinem Mann erzählen, gerade aus den Kulturkreisen ist ja sowas oft effektiver. Nicht sehr feministisch, ich weiß. Ich finde es einfach total blöd, dass ich jetzt in meinem eigenen Wohnhaus darüber nachdenke, wie ich so tun kann als wäre ich nicht daheim, vielleicht Pakete verpasse, mich zum Türspion schleiche oder was?

Dachte mit 40 und verheiratet, könnte ich endlich mal normal mit Männern reden, ohne dass es gleich missverstanden wird, aber nein. Immer noch das gleiche wie mit 20, als auch ein Nachbar dachte, sein Paket für ihn anzunehmen wäre ein Signal gewesen. Unlängst hat mich der Papa eines anderen Kinds gefragt, ob ich denn denke, mein Mann macht wirklich nur Überstunden mit so anzüglichem Lächeln. Mein Mann dachte auch da, er kennt den Mann vom Spielplatz, ich bilde mir sowas ein. Es kotzt mich so an, dass ich in solchen Situationen immer noch auf der Hut sein muss. Ehrlich.